Transkulturmärchen

In den Veranstaltungen: `Crossmedialität und Imaging I und II´ wurde von Studierenden ein Transkulturmärchen aus zwei verschiedenen Märchenformaten - dem `Froschkönig´ der Gebrüder Grimm und dem indischen Märchen `Die Froschprinzessin´ entwickelt -, als Theaterstück einstudiert und im Rahmen der Kleinen Märchentage im Dalberghaus der Kinder- und Jugendbibliothek, Stadt Mannheim, am 13. Februar 2014 mit Kindern einer städtischen Kita performend reflektiert.

Die Transkulturalität war dadurch gegeben, dass die Studierenden einschlägige Märchentexte rezipierten sowie eine ästhetisch-kulturelle Symbolanalyse durchführten. Der Vergleich zeigte den Studierenden, dass Märchen zunächst für Erwachsene geschrieben und in hiesigem Kontext von den Gebrüdern Grimm in Märchen für Kinder umgewandelt wurden. Mit der Verwendung kulturell gemeinsam geteilter Symbole wurde sodann aus den verschiedenen Märchenstoffen ein eigenes Märchen erzählt und niedergeschrieben. Durch die Arbeit mit den Märchen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten und der Suche nach gemeinsamen Schnittpunkten im Rahmen der Symboldeutung, konnten die Studierenden ihre narrativen Kompetenzen reflektieren und stärken. Crossmedial arbeiteten die Studierenden, in dem sie das Märchen in ein Theaterstück umsetzten, selbst nach geeigneten Bühnenkleidern suchten und auch das analoge und digitale Bühnenbild selbst entwickelten. Einige der Bühnenbilder wurden mit Musik unterlegt.

Das Transkulturmärchen: `Schwimm Froschprinzessin, schwimm ...´

Szene 1: Am See

In Ajodhja zog einst Prinz Safiro aus dem Hause Tellaviv, auf die Jagd. Als er auf seinem Pferd allein hinter einem Reh her ritt, zog dieses ihn weit von seinem Gefolge ab. Der Ritt ermüdete ihn, Hunger und Durst quälten ihn, als er an einer Stelle einen dichten und dunkel bewachsenen Garten entdeckte. Er ritt neugierig hinein und fand in seiner Mitte einen wunderschönen See. Er führte das Pferd an das Seeufer und nahm ein Bad. Der See war voller Seerosen. Er riss seinem Pferd Blätter und Blüten ab und bereitete sich ein Lager am Seestrand.
Während er sich ausruhte, hörte er plötzlich einen süßen Gesang. Da dachte er: "Keines Menschen Fußspur ist hier zu sehen. Wem mag des Liedes Stimme gehören?" Und schon erschien ihm eine Prinzessin von wunderschöner und holder Gestalt, welche Blumen pflückte und sang. Der Prinz war sofort von ihrer Schönheit überwältigt und verliebte sich in dem Moment, als er sie das erste Mal wahrnahm. Der Prinz, der von seinem Vater beauftragt war, sich endlich eine Gemahlin auszuwählen, dachte sich: "Diese oder keine!", und wollte das Mädchen sofort heiraten. Jedoch überlegte er sich, dass er zunächst bei den Eltern um ihre Hand anhalten sollte.
Er sprach sie an: "Junges Fräulein, wessen Tochter seid ihr?" Sie antwortete: "Ich bin Sania die Tochter Rischkas, der Königin, der dies Gelände gehört, auf dem ihr verweilt." Der Königssohn konnte sein Glück kaum fassen, dass er eine solch holde Frau gefunden hatte. Er bat das Mädchen ihn zu ihrer Mutter, der Königin, zu führen.

Szene 2: Im Schloss Rischkas

Also machten sich Prinz Safiro und Prinzessin Sania gemeinsam auf den Weg zum Schloss der Königin Rischka. In der Unterredung mit der Mutter hielt er sie also um die Hand ihrer Tochter an. Die Mutter bat zunächst um etwas Bedenkzeit für eine solch weitreichende Entscheidung. In ihrem Inneren dachte sie aber: "Der Sohn des Tellaviv wird meine Tochter niemals bekommen! Die Feindschaft zwischen unseren Häusern besteht schon zu lange!" Von dieser Fehde wussten die Kinder aber nichts.
Die Mutter beauftragte die Zwerge aus der Goldgrube mit der Herstellung einer goldenen Kugel, welche das Hochzeitsgeschenk für ihre Tochter und deren Bräutigam darstellen sollte. Als ihr der Zwerg Limbari die Kugel auslieferte, verschwand sie damit in ihrer dunklen Kammer und verfluchte die Kugel.  

Danach rief sie die beiden Verliebten zu sich, um ihnen die frohe Botschaft zu überbringen, dass sie in die Heirat einwilligen würde. Hierbei übergab sie den beiden auch ihr Hochzeitsgeschenk: Die (verfluchte) goldene Kugel und verabschiedete sie dann, damit sie sich gemeinsam auf den Weg zu Prinz Safiro machen konnten. Von all diesen Ereignissen wussten die Kinder aber nichts, als sie sich glücklich auf den Weg zurück machten.

Szene 3: Am See

Unterwegs geschah es dann: Prinzessin Sania, die mit der Kugel spielte, lies diese in den See fallen. Aufs äußerste darüber entsetzt, dass ihr Geschenk an den Prinzen in den Fluten versank, sprang sie sofort hinterher und schwamm in Richtung Kugel. Safiro bemerkte plötzlich, dass die schwimmende Prinzessin nicht mehr zu sehen war. Er starrte auf den See, als nach kurzer Zeit ein Frosch mit der Goldkugel auftauchte.
Der Fluch auf der Kugel hatte bewirkt, dass die Prinzessin im See in einen Frosch verwandelt wurde, um die Heirat zu verhindern. Safiro wusste nicht, wie ihm geschah und ritt augenblicklich davon. Seine wunderschöne Prinzesssin war in einen Frosch verwandelt worden! Wie sollte er nur so ein Tier heiraten! Sania, die nun ein Frosch geworden war, folgte Safiro auf dessen Weg nach Hause.

Szene 4: Schloss König

Zu Hause erwartete ihn sein stolzer Vater, um die Trauung zwischen seinem Sohn und dessen Verlobten vorzunehmen. Wie groß war nun die Überraschung, als dieser ohne Prinzessin herangeritten kam. Der Prinz erzählte ihm, was geschehen war. Der Vater des Prinzen hielt nun seinen Sohn dazu an, sein Verpsrechen zu halten und erzählte ihm von der Feindschaft zwischen ihm und Rischka. Da sie sehr ratlos waren, beschlossen sie, die Goldkugelhersteller zu googeln.

Szene 5: Goldgrube

Die nächste Goldgrube war die der Zwerge und so ritt der Prinz in die Grube und befragte den Zwerg Limbari. Dieser sagte: "Ich kenne des Rätsels Lösung, doch erwarte ich eine Gegenleistung für meinen Dienst. Ich verlange für mich und meine Familie einen Platz im Palast und königliches Essen bis zum Rest unserer Lebens." Der Prinz antwortete ihm:"Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, nur um meine Prinzessin zurück zu bekommen." Daraufhin reagierte der Zwerg: "Nun gut. Das Geheimnis liegt darin, dass allein die wahre Liebe den Fluch aufhebt."

Szene 6: Hochzeit

Nach langem Überlegen entschloss sich Safiro also dazu, die Froschprinzessin doch zur Frau zu nehmen, denn er liebte Sania sehr und schließlich hatte er seine Versprechen zu halten. Es wurde nun bald Hochzeit gehalten und diesmal konnte die arme Froschprinzessin ihr Glück kaum glauben. Als nun der Prinz seine Prinzessin küsste, wurde der Fluch durch die wahre Liebe gebrochen und der Frosch ward wieder zur Prinzessin. Wie glücklich war doch das Paar!
Königin Rischka, von diesem Beweis der Treue und Liebe zutiefst beeindruckt und beschämt, machte sich auf den Weg zum Hause Tellaviv um sich zu versöhnen. Und der Zwerg lebte mit seiner Familie und allen anderen Beteiligten glücklich im Schloss bis an sein Lebensende.

Darsteller/innen:

Amit Marcus: Königin Rischka
Janine Mößner: `Frosch´-Prinzessin Sania
Norman Welauer: Prinz Safiro
Julia Saier: Zwerg Limbari
Chantal Deubel: König, Vater des Prinzen Safiro
Yvonne Defiebre: Erzählerin

Literatur:

Bettelheim, Bruno (2008): Kinder brauchen Märchen, - 28. Aufl. - München

Brüder Grimm (2008): Kinder und Hausmärchen: `Der Froschkönig oder der Eiserne Heinrich´, hrsg. von Heinz Röllecke, Stuttgart

Hertel, Johannes (1970): Indische Märchen: `Die Froschprinzessin´, - 2. Aufl. - Frankfurt a.M.

Holzbrecher, Alfred/Schmolling, Jan (Hrsg.) (2007): Imaging . Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit, Wiesbaden

Lange, Günter (Hrsg.) (2007): Märchen. Märchenforschung - Märchendidaktik, Hohengehren

Pfeiffer, Malte (2013): Performativität und kulturelle Bildung. KULTURELLE BILDUNG ONLINE

Welsch, Wolfgang (2017): Transkulturalität. Realität - Geschichte - Aufgabe, Zürich